Was ist PopArt?

 
Das erste Thema in diesem Blog: ›PopArt‹!


PopArt! – Was ist das? Es folgen einige Texte, die versuchen, das Thema vorzustellen. Lesen Sie diese und schauen sich die zugehörigen Bilder an. Im Anschluß finden Sie einen kleinen interaktiven Test, in dem Sie Ihr Verständnis überprüfen können. Es folgt dann eine schriftlich zu bearbeitende und eine praktische Aufgabe.

 

Robert Indiana, LOVE, 1966


 

 

 

 

 

Als die PopArt in den späten 50er und frühen 60er Jahren entstand, wurde sie von vielen als revolutionär empfunden. Um das zu verstehen, sollte man ein wenig in die Geschichte der Bildenden Kunst zurückgehen. Vor allem zwei Aspekte sollten hier beachtet werden.

Historisch hatten sich bestimmte Themen etabliert, mit denen man sich als Künstler beschäftigte. So wurde im 17. Jahrhundert in Frankreich für die Malerei eine Hierarchie aufgestellt, die sich u.a. an dem Schwierigkeitsgrad der Ausführung eines Bildes orientierte. Als ›Genre‹ oder Gattung waren vorgesehen (in aufsteigender Reihenfolge vom einfachsten zum nobelsten Thema):
- Landschaftsmalerei
- Marinemalerei (Marine, Seestück)
- Stillleben
- Tiermalerei
- Genremalerei (= Sittenbilder, Alltagsszenen) [Achtung: Hier wird der Begriff ›Genre‹ in einem engeren Sinne verwendet.]
- Porträtmalerei (Porträt, Akt)
- Historienmalerei (= sämtliche Themenkreise der Geschichte [Geschichte der Mythologie, des Altertums, des Christentums und anderer Religionen, Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit] sowie die Darstellung literarischer Motive)
allegorische Malerei (Allegorie)
Banale, triviale, unbedeutende, alltägliche Themen wurden nicht für so wertvoll gehalten, dass Kunst sich mit ihnen als Inhalt beschäftigen sollte.
Das sollte sich mit der PopArt ändern, die sich gerade mit den Dingen beschäftigt, die »popular« (beliebt, allgemein geschätzt, angesagt) sind.

traditionelles Herrscherportrait
 

 

 

 

 

 

 


In den späten 40er Jahren entwickelte sich der »abstrakte Expressionismus« ausgehend von Nordamerika in weiten Teilen der Welt zu einer vorherrschenden Kunstrichtung. Er war wesentlich von avantgardistischen Künstlern aus Deutschland beeinflusst, die unter der Herrschaft der Nationalsozialisten nicht frei arbeiten durften, teilweise verfolgt waren und vielfach emigrierten. Es entwickelte sich eine abstrakte, ungegenständliche Malerei, für die das Gefühl, die Emotion und die Spontanität wichtiger waren als Perfektion, Vernunft und Reglementierung. Allerdings befremdeten solche abstrakten, expressionistischen Kunstwerke auch viele Menschen, die sich mit Bildern konfrontiert sahen, auf denen sie »nichts erkennen« konnten und von denen sie dachten, dass ihre Herstellung kein künstlerisches Können erfordere.
Die PopArt brachte die Darstellung von Gegenständen und bekannten Themen in die Kunst zurück. Dass diese Themen dem unmittelbaren Alltag der Menschen entnommen waren, wirkte auf viele attraktiv. (siehe auch: link zu PopArt-Video)

ungegenständliche Malerei


 

 

 

 

 

 

[engl. "popular art = volkstümliche Kunst"], Bez. f. e. Kunstricht. d. 50er u. 60er Jahre i. USA u. Großbritannien, die Motive aus der Werbung u. Konsumwelt entlehnt u. banale Gegenst. des tägl. Hausgebrauchs attrappenmäßig nachbildet od. in Kollagen od. Skulpturen verwendet; Vertr.: Lichtenstein, Rauschenberg, Segal, Warhol, Wesselmann.
Rainer Romatka, Knaurs Lexikon von
A bis Z für den Mac, Mac Disk, 1996 

 

Andy Warhol, Marilyn, 1962
 


 

 

 

 

 

 

 

 

Pop Art. Die Pop Art nahm ihren Ausgang in den 1950er Jahren in Amerika und England, ihre Hochblüte erlebte diese Kunstrichtung in den 1960er Jahren. Die Pop Art-Künstler kehrten zwar zur gegenständlichen Malerei zurück, rebellierten aber gleichzeitig gegen frühere ästhetische Normen.
Banale Objekte der alltäglichen Konsum und Massenkultur, wie Comic-strips, Reklametafeln, Popmusik-Poster, Pin-ups, Suppendosen, Werbeetiketten oder Verpackungsmaterial wurden als Bildgegenstände in die Kunst integriert. Dabei wurden die Objekte aus ihrem ursprünglichen Kontext herausgelöst, verfremdet und parodiert. Die Künstler verwendeten zum Teil grelle Leuchtfarben, die sie der Farbskala der modernen Neonreklame entnahmen; Buchstaben wurden mit Hilfe von Schablonen wiedergegeben, Comic-strips zu gerasterten Riesentafeln verfremdet. Einige Künstler fertigten überdimensionale Telefone, Waschbecken und Lichtschalter aus Leinenstoff und modellierten monumentale Kuchenstücke und Wurstbrötchen; riesige Coca-Cola-Flaschen gehören ebenso zur Motivwelt der Pop Art wie Film- und Rockidole.
Zu den bevorzugten künstlerischen Gestaltungsprinzipien der Pop Art zählen neben werbegrafischen Techniken vor allem auch die Fotomontage und die Collagetechnik. Die Künstler zielten mit der grellen und ironischen Überpointierung der Alltagskultur darauf ab, den Lebensinhalt des modernen Menschen im Bild festzuhalten, der von Konsumgütern als Sozialfetischen, von banalen Objekten und von einem trivialen Unterhaltungsbedürfnis geprägt ist. Die Pop Art brachte somit in ihrer Interpretation der industriell bestimmten Zivilisation zugleich Verherrlichung und Kritik der modernen Konsumgesellschaft zum Ausdruck.
Zu den bedeutendsten Pop Art-Vertretern in den USA gehören die Maler Roy Lichtenstein, Claes Oldenburg, James Rosenquist, Andy Warhol und Tom Wesselmann, in England Peter Blake, Richard Hamilton und Allen Jones.

Eva Howarth, DuMont‘s Schnellkurs Kunstgeschichte, Köln 1992, S. 236

 

 
Pop Art (ca. ab 1960). Herkunft und Bedeutung des Begriffes sind nicht ganz geklärt. Eine Version leitet sie von einem Bild des englischen Malers Richard Hamilton ab, wo das Wort ›Pop‹ auf einem Tennisschläger erscheint und auf das typische Geräusch des Tennisspiels hinweisen soll. Der britische Kunstkritiker Lawrence Alloway soll darauf Bezug genommen und damit der Richtung den Namen gegeben haben. Eine andere Deutung leitet den Begriff vom englischen ›popular‹ (populär) ab, da die Motivwelt der Pop Art der Alltagsrealität entnommen ist.
Die Pop Art verstand sich als eine Reaktion auf die Ungegenständlichkeit des abstrakten Expressionismus. Entsprechend einer Forderung, nach der die ›Grenzen zwischen Kunst und Leben‹ niedergerissen werden sollten, erklärten die Künstler der Pop Art die banale Umwelt der modernen Konsumgesellschaft für bildwürdig. Jeder beliebige Gegenstand des alltäglichen Lebens wurde darstellenswert. Grelle Farbzusammenstellungen, große Formate, gefällig stilisierte Bildmotive wurden bevorzugt. Sie wiesen auf eine Ästhetik hin, die entsprechend Herkunft und Werdegang der meisten Pop Art-Künstler stark an der Werbung orientiert ist. Der massenhaften Verbreitung sowohl von Waren wie auch von Filmbildern entsprach Andy Warhol mit Serienbildern, zum Beispiel von Suppenbüchsen, aber auch Filmstarporträts.
Die einer billigen Drucktechnik entsprungenen Rasterpunkte auf einem Comicstrip wurden zu einem ›Markenzeichen‹ für die Bilder Roy Lichtensteins.

H.H. Müller, Duden Abiturhilfen Kunst, Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich 1993, S. 69ƒƒ



Während in Amerika der dadaistische New Realism die Keimzelle der Pop Art bildete, erwuchs die englische Pop Art aus einer selbständigen Volks- und Subkultur, zu deren Publikationsmedien vor allem Reklameannoncen, Trivialmagazine und Science-Fiction-Illustrationen gehörten. Die bekannten Pop Artisten der New Yorker Szene und der amerikanischen Westküste, Claes Oldenburg, Roy Lichtenstein, Andy Warhol, Tom Wesselmann, James Rosenquist, Mel Ramos, Wayne Thiebaud und Edward Ruscha, benutzten grelle Leuchtfarben, die der Farbenskala der modernen Neon-Reklame entnommen sind, und bezogen ihren Themenkatalog aus der Warenhaus-Subkultur und Vergnügungsindustrie, wobei die Dinge und Erscheinungen des Alltags (mit kühler Überpointierung) aus ihrer nebensächlichen Existenz in die superlativische Deutlichkeit der ikonografischen ›Superstar‹-Bildtafel transformiert wurden: Claes Oldenburg fertigte riesige Telefone, Waschbecken und Lichtschalter aus Leinenstoff und modellierte monumentale Kuchenstücke und Wurstbrötchen, Wesselmann variierte in seinen ›Great American Nudes‹ stets aufs Neue die Pin up-Glamour zu stilisierenden Emblemen, und Andy Warhol erklärte die Suppenbüchse oder die Coca-Cola-Flasche ebenso zum Superstar wie das Film- und Rock and Roll-Idol; Lichtenstein verwies auf den ästhetischen Reiz des trivialen Comic Strip, den er zu rastergemalten Riesentafeln verfremdete, und die Künstler der Westküste versuchten mit Superschärfe und Überdimensionalität die Techniken der Werbegrafik und deren Effekte zu verdeutlichen.
Karin Thomas, DuMont‘s kleines Sachwörterbuch zur Kunst des 20. Jahrhunderts, Köln 1993, S. 193ƒƒ

 

Interaktiver Test

Der Test kann im Vollbildmodus angezeigt werden (Schaltfläche rechts oben); einzelne Bilder werden durch Anklicken vergrößert. Falls benötigt: helfende Hinweise zu den Bildern ( am Bildrand). Eine Auswertung erfolgt zum Schluss (Schaltfläche rechts unten), falsche Zuordnungen werden dabei rot umrandet.

 

 

Aufgabe 1
Die Kunstrichtung PopArt kann man zum einen über die Inhalte definieren, mit denen die Künstler sich beschäftigen. Zum anderen gibt es bestimmte formale Kriterien, die sich häufig in Werken der PopArt finden. Einige Künstler beschäftigen sich sogar so häufig mit Themen, die sie für sich gefunden haben, oder arbeiten immer wieder mit bestimmten Techniken, dass diese zu Ihren Markenzeichen wurden.
Verfassen Sie einen kurzen Text, in dem Sie a) typische Themen der PopArt aufführen und b) formale Merkmale der PopArt nennen. Erstellen Sie zudem eine Liste bekannter PopArt-Künstler mit den von diesen bevorzugten Themen oder formalen Merkmalen.
Senden Sie mir den Text und die Liste als Textdatei bis zum 22.08. per mail, beispielsweise über diesen link.
 

Aufgabe 2
Erstellen Sie ein farbiges Bild (30 x 30 cm), auf dem der Schriftzug ›Pop Art‹ zu sehen ist. Verwenden Sie Stilmittel, die für die PopArt typisch sind. Mit dem Suchbegriff ›Pop Art‹ finden Sie in der Bildersuche von Google eine große Zahl von Anregungen bekannter und unbekannter Künstler.
Geben Sie Ihre Arbeit am 26.08. bei Herrn Schlüter ab. Sollten Sie Fragen haben, z.B. zur Qualität Ihrer Idee, können Sie mir ein Foto einer Skizze per mail zusenden und/oder mit mir telefonieren.