Die Collage in der Kunst des 20. Jahrhunderts

Eduardo Paolozi, Real Gold, 1950, 36 x 25 cm

 

 

 

 

 

 

 

 

In der PopArt wird häufig mit collagierten Bildern gearbeitet. Das ist daher unser nächstes Thema. Die nächste praktische Arbeit soll eine Collage sein.

Doch sollten wir uns zunächst klar machen, was ›Collage‹ als Fachbegriff in der Kunst meint. Denn wenn man in der Schule von ›Collage‹ spricht, meint man oft so etwas:




Diese Beispiele haben wenig mit Collage zu tun. Ob sie inhaltlich etwas transportieren, mag dahingestellt sein. Sicherlich genügen sie nicht den formalen Anforderungen, die man an ein gelungenes, qualitativ hinreichendes Kunstwerk stellt.

Collage nennt man eine Technik der bildenden Kunst, in der verschiedene Elemente auf einen Bildgrund geklebt werden (von frz. coller, „kleben“). Insofern sind die oben gezeigten Beispiele in der Tat collagiert. In ihnen sind jedoch keine Gestaltungsprinzipien wie Komposition, Bildaufbau auf der Grundlage von Farbkontrasten o.ä. zu erkennen. 

Eine künstlerische Collage kann beispielsweise Zeitungsausschnitte, Bänder, farbige Papierstücke, Fotografien enthalten, die auf einen festen Untergrund oder Leinwand geleimt wurden. Wichtig ist, bei der Zusammenstellung der Bildelemente ebenso große Sorgfalt zu zeigen, wie bei anderen Technik, z.B. der Zeichnung und der Malerei.

Nicht nur die Technik wird Collage genannt, auch ein in dieser Technik erstelltes Bild ist eine Collage.

Das Prinzip der Collage wurde auch auf andere Kunstgattungen übertragen, etwa auf die Musik (Klang-, Ton- oder Musikcollagen), auf die Literatur und den Film.













Die Collage in der bildenden Kunst war zunächst eine Erfindung der Kubisten. Sie schufen zu Beginn des 20. Jahrhunderts sogenannte ›papiers collés‹. In diesen bauten Picasso und Braque farbige oder holzbemusterte Tapetenstücke und bunte Wachstuchreste in ihre Stilleben ein, um dadurch die Farbe völlig von der Form zu trennen und beide Elemente gesondert in Erscheinung treten zu lassen. Um 1914 wurde die Collagetechnik von den italienischen Futuristen übernommen und in Form von Zeitungs- und typografischen Fragmentmontagen neuartig zur Steigerung der optischen Wirkung von Wort und Schrift verwendet. Aus dieser freien Typografie entstand das collagierte Textbild, das vor allem von den Dadaisten aufgegriffen und weiterentwickelt wurde. Sie schufen freie, mit der Form spielende, provozierende Montagen. Sie setzten die Collage aber auch zur gezielten politischen Aussage ein. Auch die Surrealisten bedienten sich der freien collagierenden Bildgestaltung und arbeiteten in ihren Zeitschriften mit geklebten Foto- und Textmontagen. Vor allem aber in den Collagen von Francis Picabia und Max Ernst wurde diese Technik in ihren Ausdrucksmöglichkeiten für die Vergegenwärtigung der surrealistischen Traumvorstellung entdeckt. Durch Wladimir Tatlin, der Arbeiten Picassos kennengelernt hatte, wurde die Collagetechnik in die Kunstproduktion der russischen Avantgarde eingeführt.

Als Ausgangsmaterial für Collagen wurden häufig Zeitungsausschnitte, Tapetenreste, Seiten aus Katalogen, Pressebilder, Textfragmente aus Büchern und Zeitschriften verwendet – also Materialien aus dem alltäglichen banalen Leben. Was war das große Thema der PopArt? Das alltägliche banale Leben. Was lag also näher für Vertreter der PopArt, nicht nur alltägliche Gegenstände zu malen, sondern ihre Bilder aus den alltäglichen Dingen zu collagieren?

Eine der wichtigsten Arbeiten der PopArt, von der einige Fachleute sogar den Namen PopArt herleiten, ist das Bild ›Just what is it that makes today’s homes so different, so appealing?‹ des englischen Künstlers Richard Hamilton. Diese Arbeit wird auf einer eigenen Seite in diesem Blog vorgestellt. ➜ zum Bild


Aufgabe 1
Sehen Sie sich die Bildbeispiele auf dieser Seite konzentriert an. Vergleichen Sie die als schlechte Beispiele vorgestellten Klebebilder aus der Schule und die von Künstlern geschaffenen Werke. Versuchen Sie die Gestaltungsprinzipien zu erkennen, die den Kunstwerken zu Grunde liegen.

Aufgabe 2
Lesen Sie sich den Text zu Hamiltons Bild ›today’s homes‹ durch und sehen Sie sich das Bild dazu an.

Aufgabe 3
Erstellen Sie eine Collage (etwa 30 x 40 cm) zu dem Thema ›Familienleben in Corona-Zeiten‹. (Abgabe: Montag, 14.09., bei Herrn Schlüter). Orientieren Sie sich bei der Erstellung des Bildes an Stilmitteln der PopArt. Verfassen Sie einen Text (etwa 200 Wörter), in dem Sie Ihre Aussageabsicht darstellen und aufzeigen, welche gestalterischen Mittel in Ihrem Bild zu erkennen sind, die die Aussageabsicht unterstützen (z.B. Komposition, Farbe, serielles Arbeiten, …). Senden Sie mir diesen Text bis zum Mittwoch, 14.09., per mail zu, beispielsweise über diesen link.