PopArt in Großbritannien und in den USA


 

 

 

 

 

 

 

 

Die PopArt entwickelte sich in Großbritannien und in den USA in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zeitgleich, aber unabhängig voneinander. Gemeinsam war, dass die beteiligten Künstler in beiden Ländern mit einer lauten, krachigen Bildsprache Dinge des modernen Alltags zum Kunstwerk erhoben. Sie lenkten den Blick auf den ästhetischen Reiz banaler, alltäglicher Konsumobjekte.

 

 

 

 

Die Entwicklung setzte in der amerikanischen Kunst mit Robert Rauschenbergs ›Combine Paintings‹ ein, in denen er Warenhausutensilien und diverse Abfallprodukte, wie Fotos und Stofffetzen, in seine gemalten Bild einfügte.



Demgegenüber erwuchs die englische Pop Art eher aus einer Volks- und Subkultur, zu deren Publikationsmedien vor allem Reklameannoncen, Trivialmagazine und Science-Fiction-Illustrationen gehörten.

Neben den Gemeinsamkeiten gibt es jedoch auch wichtige Unterschiede in den Kunstszenen diesseits und jenseits des Atlantiks. Dass Andy Warhol den ›American Way of Life‹, das amerikanische Lebensgefühl einer hochtechnisierten Konsumgesellschaft, fantastisch fand, wird in einem eigenen Post in diesem Blog verdeutlicht. Auch wenn nicht alle amerikanischen PopArt-Künstler diese Art zu leben in gleichem Maße verherrlichten, muss man doch sagen, dass in Amerika eher affirmative, d.h. zustimmende, bejahende, Arbeiten entstanden.

In England, und in der Folge auch in anderen europäischen Ländern wurden demgegenüber auch Kunstwerke angefertigt, die sich kritisch mit der Gesellschaft auseinandersetzen. Eine Arbeit von Richard Hamilton ›Just what is it that makes today's homes so different, so appealing?‹, die dieser Gruppe von Werken zuzurechnen ist, wurde in diesem Blog schon ausführlich vorgestellt.

Ein weiterer Vertreter der englischen PopArt ist Peter Blake. Einer großen Öffentlichkeit ist er durch seine Gestaltung des Covers der Beatles-LP ›Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band‹ (siehe oben) bekannt geworden. [Auch Künstler wie Andy Warhol übersprangen immer wieder die Grenzen zwischen Kunst und Werbung. Warhol gestaltete das Cover von dem Debutalbum von The Velvet Underground & Nico.] Das Album wurde von Andy Warhol produziert und im März 1967. Es wird zu den bedeutendsten Alben der Musikgeschichte gezählt.]

Zu seinen Werken gehört aber auch eine Reihe von Portraits, wie z.B. ›ABC Minors‹ (ABC-Minderjährige). In diesen Arbeiten werden die Figuren, häufig Kinder oder Jugendliche, in einer eher verstörenden Art und Weise dargestellt –  nicht in einer heilen Welt. Die Gesichter sind verschlossen, die Dargestellten scheinen von Problemen einer Gesellschaft gezeichnet, die auch Jahre nach dem zweiten Weltkrieg wirtschaftlich noch schlecht aufgestellt ist. Häufig wirken diese Bilder, als seien sie teilweise collagiert, doch sind sie gemalt. Da die Personen oft Buttons in großer Zahl auf ihrer Kleidung tragen, sprechen manche Journalisten von Blakes ›Button-Tick‹. Blake sammelte selbst solche Buttons und Badges. In  den Bildern geben sie Hinweise auf den vor allem von Jugendlichen betriebenen Starkult, auf die Einstellungen der Träger und auf die politische Situation.

 

Noch wesentlich deutlicher wird politische Kritik in den Arbeiten des deutschen Künstlers Wolf Vostell. Viele seiner Arbeiten kann man der PopArt zurechnen.


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Flächenbombardement in Vietnam
 

 

In ›B 52 Lipstick Bomber‹ klebt er in einer Materialcollage auf das Foto eines amerikanischen B 52-Bombers eine Reihe von Lippenstiften. Mit Langstreckenbombern des Typs Boeing B-52  zerstörten im Vietnamkrieg die Vereinigten Staaten durch Flächenbombardements Städte des Mekong-Delta im Süden und Norden Vietnams. Dieser Krieg wurde weltweit als ungerecht empfunden und führte zu großen Protesten, vor allem in der damals jüngeren Generation. Bilder der Flächenbombardements waren in der Presse der späten 60er Jahre allgegenwärtig.

Eine andere Arbeit Vostells trägt den Titel ›Nur die‹. In ihr sind Strümpfe der Marke ›Nur die‹ als Materialcollage vor einem Foto zu sehen, das 1968 weltbekannt war. Es zeigt Nguyễn Ngọc Loan, den damaligen Polizeichef von Saigon, der in diesem Jahr vor den laufenden Kameras der westlichen Presse einen Partisanenkämpfer des kommunistischen Nord-Vietnams auf offener Straße erschießt. Die Fotografie ging um die Welt und gilt nicht nur als eines der erschütterndsten Bilddokumente des Vietnamkrieges, sondern wurde aufgrund der internationalen Reaktionen auch zu einem Sinnbild für die zunehmende Bedeutung von Massenmedien bei der Kriegsführung. Der Titel ›Nur die‹ bezieht sich nicht nur auf den Markennamen der Strümpfe, sondern ist auch ein makabres Wortspiel mit dem englischen Verb ›to die‹.




 

 

 

 

 

 

 

 

Pressebild der Exekution

 

 

 

 

»Vostell kritisiert in seinem kapitalistischen Realismus Warenwelt und Medien als verführerische, verschleiernde und verfälschende Kulisse, die zwischen die Menschen und ihre eigentliche Bedürfnisse, Interessen und Wahrnehmungen tritt. Der Konsum ist zugleich das Gift, das betäubt, wie auch die Ursache von Verteilungskonflikten: Da bombardieren Langstreckenbomber nordvietnamesische Städte mit Lippenstiften (real als Objekte im Bild implantiert) und ein Vietkong-Partisan wird hingerichtet als Hintergrund einer Materialcollage mit einem Paar Nylonstrümpfe. Der Titel Nur die ist zugleich Markenname wie auch Wortspiel mit dem englischen to die (sterben) und kann so – äußerlich eine Collage – als ideologische Decollage verstanden werden: Der Kampf um Freiheit und Demokratie wird als aggressive Verbreitung des westlichen way of live und diese wiederum als militante Konkurrenz um Märkte entlarvt.« 

8.9.2005 Kölnische Rundschau, Gisbert Franken



Aufgabe 

Erstellen Sie eine Collage / ein Bild, in dem Sie die Collagetechnik mit anderen Techniken, z.B. Malerei oder Zeichnung, kombinieren, im Format A3.

Thematisch beschäftigen Sie sich mit einem aktuell gesellschaftlich relevanten Thema, das Sie selbst auswählen können.

[Abgabe: Montag, 05.10., bei Herrn Schlüter]